Kleine Typenkunde — Commodore C (1977-1982)
Verfasst: Mo 2. Mär 2009, 00:07
Commodore C (1977 - 1982)
Wenn man sich mit den Opel-Baureihen Rekord (E), Commodore (C), Senator (A) und Monza beschäftigt, fallen einem in aller Regel zunächst einmal die ellenlangen und nicht enden wollenden Diskussionen auf, die sich darum drehen, wie viel Rekord, am besten in Prozent gemessen, denn im Senator steckte, ob der Monza nicht viel enger mit dem Rekord als mit dem Senator verwandt war, ob der Commodore eher ein aufgeblasener Rekord oder ein geschrumpfter Senator war usw. usf.
Alle diese meist sehr gelehrig geführten Erörterungen und Herleitungen erscheinen letztlich müßig, wenn man sich einmal ein paar einfache Dinge vergegenwärtigt.
Das Opel-Angebot an größeren Mittelklassewagen bestand aus dem Rekord D und dem Commodore B, beide ab 1972 gebaut. Damit war Opel glänzend aufgestellt und entsprechend erfolgreich, denn vom Rekord 1700 als kreuzbraver Familienkutsche mit 66 PS bis zum hinreißenden Coupe Commodore GS/E mit 160 PS war praktisch jeder Kundenwunsch in dieser Klasse zu erfüllen!
Nicht so erbaulich sah es dagegen in der Oberklasse aus! Dem Admiral B und dem 8-Zylinder Diplomat B als Spitzenmodell blies der Wind mittlerweile scharf ins Gesicht. Nicht etwa, weil sie, wie oft gedichtet wird, technisch völlig überholt waren, dazu waren die beiden aus dem Jahre 1969 stammenden Modelle bei ihrem Erscheinen der Konkurrenz viel zu weit voraus, sondern weil sie mit ihrem allzu amerikanischen Design mittlerweile recht altbacken wirkten. Hier war Opel gegenüber dem Konkurrenten BMW und vor allem der 1972 von Mercedes-Benz vorgestellten neuen S-Klasse schlichtweg ins Hintertreffen geraten.
Dem entsprechend arbeiteten Opels Designer und Entwickler zum Stichtag mit Hochdruck an einem Nachfolger für Admiral / Diplomat B und auch bereits an den Folgemodellen Rekord E und Commodore C. Diese beiden neuen Mittelklassemodelle basierten selbstverständlich wieder auf der 1967 von GMC offiziell eingeführten V-Plattform für mittelgroße Wagen mit Heckantrieb, die in ihren wesentlichen Grundzügen schon beim Rekord C von 1966 vorgegeben war.
V-Studien um 1975 Im Laufe des Jahres 1975 gab es nun für das gesamte weitere Geschehen ganz entscheidende Umbrüche. Es schälte sich nämlich mehr und mehr heraus, dass GM / Opel einem Admiral-Nachfolger keine großen Marktchancen mehr zutraute und dem Luxusmodell Diplomat eigentlich gar keine mehr. Die entsprechenden Entwicklungsarbeiten wurden eingestellt. Und damit waren beide zum Auslaufmodell bestimmt. Es würde also keinen neuen Admiral, keinen neuen Diplomat und auch kein, wie auch immer genanntes, direktes Nachfolgemodell geben! So!
V-Minus
Andererseits wollte man aber, schon aus Prestigegründen, zumindest die, nennen wir sie einmal „untere Oberklasse“, in der sich dann bei Erscheinen der neuen Opel-Modelle um 1978 Autos wie der Mercedes-Benz 280, BMW 528, Audi 100 oder Ford Granada 2.8 tummelten, nicht völlig der Konkurrenz überlassen.
V-Coupe
Opel hatte sich also glorreich selbst in die Klemme manövriert. Dabei sollte man allerdings nicht übersehen, dass die Adam Opel AG damals als Übungsfeld für aufstrebende Managertalente aus Detroit diente. Oder vielmehr missbraucht wurde. Die Herren in der Führungsriege wechselten so rasch und häufig, dass altgediente Opelaner die Nachricht, es gäbe mal wieder einen neuen Chef, nur noch mit Schulterzucken quittierten. Einer schaffte es, bereits nach vier Monaten wieder nach Detroit zu verduften; von einem anderen gibt es die Anekdote, er sei auf einem Rundgang durch die Rüsselsheimer Werkshallen vor einem Rekord stehen geblieben und habe, auf diesen deutend kommentiert, na, so klein wie man ihm immer erzählt habe, sei der Kadett doch gar nicht ...
Wer mag sich angesichts einer solchen „Führungskonzeption“ noch über seltsame, immer neue und wieder verworfene, sich teils sogar widersprechende Entscheidungen in der Modellpolitik wundern?
Das oben beschriebene Dilemma löste man wie folgt: der Rekord blieb der Rekord, aber die sechszylindrigen V-Studien bzw. die schon etwas weiter entwickelten Commodore C-Prototypen widmete man kurzer Hand zu den neuen Modellreihen Senator (als Limousine) und Monza (als großes Sportcoupe) um! Andersherum ausgedrückt: was dann ab 1978 als Senator und Monza zu den Händlern kam, war die eigentlich als Commodore C vorgesehene und entwickelte Palette! So einfach!
Tag der offenen Tür in Rüsselsheim am Samstag, dem 22.10.1977! Mit Stolz zeigt Opel seine neuen Flaggschiffe. Wo blieb aber nun der Commodore C als solcher?
Wenn man sich mit den Opel-Baureihen Rekord (E), Commodore (C), Senator (A) und Monza beschäftigt, fallen einem in aller Regel zunächst einmal die ellenlangen und nicht enden wollenden Diskussionen auf, die sich darum drehen, wie viel Rekord, am besten in Prozent gemessen, denn im Senator steckte, ob der Monza nicht viel enger mit dem Rekord als mit dem Senator verwandt war, ob der Commodore eher ein aufgeblasener Rekord oder ein geschrumpfter Senator war usw. usf.
Alle diese meist sehr gelehrig geführten Erörterungen und Herleitungen erscheinen letztlich müßig, wenn man sich einmal ein paar einfache Dinge vergegenwärtigt.
- Diese Wagen wurden nicht von irgendwelchen der Welt entrückten, auf ihrer Wolke dahinschwebenden Automodeschöpfern mit der Freiheit zu unbegrenzten Phantastereien ersonnen, sondern ganz lebensnah und unter etlichen Vorgaben von den gleichen Designern und Entwicklern der entsprechend dafür zuständigen Abteilungen in Rüsselsheim.
- Opel baute keine genialischen bis leicht abgedrehten Einzelstücke, bei denen man sich als Sonderzubehör am besten gleich einen Mechaniker mitbestellte, sondern zuverlässige Gebrauchsautos in großen Serien für eine nach Millionen zählende Kundschaft.
- Das Baukastenprinzip, wonach einzelne Bauteile (z.B. ein Haltegriff oder eine Seitenscheibe) und sogar komplette Baugruppen (z.B. ein Motor oder eine Tür und sogar ganze Fahrgestelle oder Karosserien) ohne jegliche Änderung und Anpassungsarbeiten von einem Modell zum anderen übertragen werden konnten, hatte Wilhelm Opel schon im Jahre 1910 (1910!) eingeführt.
- Die Entwicklung vom Studienfahrzeug zur Fertigungsreife vollzog sich für alle vier Typen im Wesentlichen von 1975 bis 1977. Bekanntlich wurden alle auf der IAA Frankfurt im September 1977 erstmals öffentlich gezeugt und gingen dann, wenn auch zeitversetzt, 1977/78 in den Verkauf.
Das Opel-Angebot an größeren Mittelklassewagen bestand aus dem Rekord D und dem Commodore B, beide ab 1972 gebaut. Damit war Opel glänzend aufgestellt und entsprechend erfolgreich, denn vom Rekord 1700 als kreuzbraver Familienkutsche mit 66 PS bis zum hinreißenden Coupe Commodore GS/E mit 160 PS war praktisch jeder Kundenwunsch in dieser Klasse zu erfüllen!
Nicht so erbaulich sah es dagegen in der Oberklasse aus! Dem Admiral B und dem 8-Zylinder Diplomat B als Spitzenmodell blies der Wind mittlerweile scharf ins Gesicht. Nicht etwa, weil sie, wie oft gedichtet wird, technisch völlig überholt waren, dazu waren die beiden aus dem Jahre 1969 stammenden Modelle bei ihrem Erscheinen der Konkurrenz viel zu weit voraus, sondern weil sie mit ihrem allzu amerikanischen Design mittlerweile recht altbacken wirkten. Hier war Opel gegenüber dem Konkurrenten BMW und vor allem der 1972 von Mercedes-Benz vorgestellten neuen S-Klasse schlichtweg ins Hintertreffen geraten.
Dem entsprechend arbeiteten Opels Designer und Entwickler zum Stichtag mit Hochdruck an einem Nachfolger für Admiral / Diplomat B und auch bereits an den Folgemodellen Rekord E und Commodore C. Diese beiden neuen Mittelklassemodelle basierten selbstverständlich wieder auf der 1967 von GMC offiziell eingeführten V-Plattform für mittelgroße Wagen mit Heckantrieb, die in ihren wesentlichen Grundzügen schon beim Rekord C von 1966 vorgegeben war.
V-Studien um 1975 Im Laufe des Jahres 1975 gab es nun für das gesamte weitere Geschehen ganz entscheidende Umbrüche. Es schälte sich nämlich mehr und mehr heraus, dass GM / Opel einem Admiral-Nachfolger keine großen Marktchancen mehr zutraute und dem Luxusmodell Diplomat eigentlich gar keine mehr. Die entsprechenden Entwicklungsarbeiten wurden eingestellt. Und damit waren beide zum Auslaufmodell bestimmt. Es würde also keinen neuen Admiral, keinen neuen Diplomat und auch kein, wie auch immer genanntes, direktes Nachfolgemodell geben! So!
V-Minus
Andererseits wollte man aber, schon aus Prestigegründen, zumindest die, nennen wir sie einmal „untere Oberklasse“, in der sich dann bei Erscheinen der neuen Opel-Modelle um 1978 Autos wie der Mercedes-Benz 280, BMW 528, Audi 100 oder Ford Granada 2.8 tummelten, nicht völlig der Konkurrenz überlassen.
V-Coupe
Opel hatte sich also glorreich selbst in die Klemme manövriert. Dabei sollte man allerdings nicht übersehen, dass die Adam Opel AG damals als Übungsfeld für aufstrebende Managertalente aus Detroit diente. Oder vielmehr missbraucht wurde. Die Herren in der Führungsriege wechselten so rasch und häufig, dass altgediente Opelaner die Nachricht, es gäbe mal wieder einen neuen Chef, nur noch mit Schulterzucken quittierten. Einer schaffte es, bereits nach vier Monaten wieder nach Detroit zu verduften; von einem anderen gibt es die Anekdote, er sei auf einem Rundgang durch die Rüsselsheimer Werkshallen vor einem Rekord stehen geblieben und habe, auf diesen deutend kommentiert, na, so klein wie man ihm immer erzählt habe, sei der Kadett doch gar nicht ...
Wer mag sich angesichts einer solchen „Führungskonzeption“ noch über seltsame, immer neue und wieder verworfene, sich teils sogar widersprechende Entscheidungen in der Modellpolitik wundern?
Das oben beschriebene Dilemma löste man wie folgt: der Rekord blieb der Rekord, aber die sechszylindrigen V-Studien bzw. die schon etwas weiter entwickelten Commodore C-Prototypen widmete man kurzer Hand zu den neuen Modellreihen Senator (als Limousine) und Monza (als großes Sportcoupe) um! Andersherum ausgedrückt: was dann ab 1978 als Senator und Monza zu den Händlern kam, war die eigentlich als Commodore C vorgesehene und entwickelte Palette! So einfach!
Tag der offenen Tür in Rüsselsheim am Samstag, dem 22.10.1977! Mit Stolz zeigt Opel seine neuen Flaggschiffe. Wo blieb aber nun der Commodore C als solcher?