Kleine Typenkunde — 1,8 Liter (1931 - 1933)
Verfasst: Fr 24. Jul 2009, 14:53
1,8 Liter (1931 - 1933)
Sehr bald nach der Übernahme der Adam Opel AG machten sich die neuen Herren aus Detroit in Rüsselsheim ans große Aufräumen. Fritz von Opel, dem „Raketen-Fritz“, wurde der Geldhahn für weitere, spektakuläre Vorhaben zugedreht und noch 1929 wurden die großen 6-Zylinder-Typen 14/50 PS und 16/60 PS und, selbstverständlich, der 24/110 PS V8 „Regent“ vom Markt genommen. Damit hatte sich GM zunächst einmal jeder hausinternen Konkurrenz zu den Buicks und Cadillacs entledigt. Ebenso fand der Bau von Motorrädern 1930 sein endgültiges Ende, obwohl Opel mit der Motoclub 500 ein absolutes Spitzenprodukt anbot. Und bis September 1930 verschwanden auch der kleine 6-Zylinder-Typ 8/40 PS und die 1-Tonner und 1,5- bzw. 1,7-Tonner Lkw. Somit war aus dem ursprünglichen Opel-Programm am Jahresende einzig noch der Kleinwagen 4/20 PS in der Fertigung. Dieser, auf 18 PS gedrosselt, auch als Lieferwagen.
Das sieht auf den ersten Blick nach einem recht willkürlichen Kahlschlag aus. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass Friedrich Opels Konstruktionen zwar äußerst solide, aber auch genauso schlicht und einfach konzipiert waren. Jetzt, zum Ende des Jahrzehnts hin, blieben sie zusehends hinter dem Entwicklungsstand der Automobiltechnik zurück. Zweitens befand sich Deutschland schon seit 1928 in einem wirtschaftlichen Abschwung, der durch die vom Zusammenbruch der amerikanischen Börse im Oktober 1929 ausgelöste weltweite Wirtschaftskrise zu nie gekannter Deflation und zu Massenarbeitslosigkeit in ungeheurem Ausmaß führte. Natürlich machte diese Entwicklung nicht vor den Toren der Automobilwerke Halt.
Es ging also darum, Opel mit grundlegend neuen Fahrzeugtypen auszustatten, die sowohl dem aktuellen Stand der technischen Entwicklung entsprechen mussten als auch auf einem von dramatischen wirtschaftlichen Verhältnissen bestimmten Markt bestehen konnten.
Opel und GM schlugen bereits bei der Konzeption und Entwicklung der neuen Modellreihen völlig neue Wege ein: groß angelegte, mit Preisausschreiben verbundene Kundenbefragungen unter Wagenbesitzern und potentiell zukünftigen Käufern ermittelten, welche Eigenschaften ein Automobil vor allem aufweisen sollte. Die Auswertung von Tausenden von Einsendungen ergab als die fünf meistgenannten Punkte:
Nach der öffentlichen Vorstellung auf der IAMA in Berlin ging der Wagen, wie es die Graphik verrät, auf etliche Sonderschauen.
In der Tat war der neue Opel in mehr als einer Hinsicht eine bemerkenswerte Erscheinung. Äußerlich bot er modernes Fahrzeugdesign im damals weltweit anerkannten US-Stil. Die Karosserien, in den Designstudios von GM entstanden, hatte man geschmackssicher an europäische Vorlieben angepasst. Sie wirkten wesentlich graziler und eleganter als die aller vorausgegangenen Modellreihen und erinnerten mit dem schlanken, verchromten Kühlergrill besonders an die aktuellen Chevrolet-Modelle.
Vor allem aber in technischer Hinsicht setzte der 1,8 Liter neue Maßstäbe. Nicht nur für Opel, sondern für den gesamten deutschen Automobilbau! Der Motor, der bei 3.200 U/min 32 PS mobilisierte, lief weich und geschmeidig und in Verbindung mit einem gut abgestimmten, leichtgängigen Getriebe ergab dies neben überaus spritzigen Fahreigenschaften einen erstaunlichen Antriebskomfort. Die Lenkung arbeitete ebenso leicht wie präzise. Die Federung, perfekt abgestimmt, sorgte für gediegenen Fahrkomfort und die Bremsen besaßen eine Wirksamkeit, wie man sie zuvor an deutschen Wagen nicht gekannt hatte.
Für riesiges Aufsehen sorgten zu guter letzt die Preise. Die Erfahrungen der Opel-Mutter GM mit rationeller Großserienfertigung und die modernen Anlagen des größten deutschen Autoherstellers Opel erlaubten es, die einzelnen Komponenten des neuen Modells so günstig zu fertigen, dass hier die prestigeträchtige Technik und der Komfort eines Sechszylinder-Wagens zum ersten Mal auf dem deutschen Markt zu Preisen angeboten werden konnte, die kaum über denen vergleichbarer zeitgenössischer Vierzylinder-Wagen der Konkurrenz lagen.
Im Januar 1931 lief die Serienfertigung als Serie 18 B an. Der neue Opel 1,8 Liter wurde in der Öffentlichkeit geradezu euphorisch begrüßt. So schrieb z.B. die Berliner Börsenzeitung Anfang 1931: „Sensationelle Ankündigungen sind im Automobilhandel recht häufig, wirkliche Sensationen dafür umso seltener. Das Erscheinen des neuen 1,8 Liter Opel-Wagens ist eine der ganz großen, wie sie oft fünf oder mehr Jahre auf sich warten lassen.“
Stellen wir den Opel 1,8 Liter mit seinen wichtigsten Daten (Ausgangsausführung) vor:
Motor
Motorvarianten: 1,8 Liter / -
Verbrennungsart: Otto
Zylinderzahl / Anordnung: 6 / Reihe
Zylinderkopf / Motorblock: Grauguss / Grauguss
Hubraum cm³: 1790
Bohrung x Hub mm: 65 x 90
Leistung PS/min-1: 32 / 3200 (ab 1933: 33,5 / 3200)
max. Drehmoment Nm/min-1: 100 / 1000
Ventilsteuerung: seitlich stehend, Stirnräder, oben liegende Nockenwelle
Schmierung: Druckumlaufschmierung
Gemischaufbereitung: Solex Steigstrom-Vergaser 30 FV, ab 1933 30 FVN
Kühlsystem: Wasserkühlung mit Pumpe und Ventilator
Zündsystem / Bordspannung: Batterie 6 V / 72 Ah
Kraftübertragung
Kupplung, Bauart: Einscheiben-Trockenkupplung
Getriebe, Bauart, Gänge: Opel Dreigang-Getriebe
Schaltung: Mittelschaltung
Radantrieb, Bauart: Hinterradantrieb Karosserie / Fahrwerk
Aufbau- / Chassis-Konstruktion: U-Profil-Pressstahl-Rahmen
Vorderradaufhängung: Starrachse (Faustachse)
Vorderradfederung / -dämpfung: Halbfedern, hydraulische Stoßdämpfer
Hinterradaufhängung: Starrachse, Banjo-Typ
Hinterradfederung / -dämpfung: Halbfedern, hydraulische Stoßdämpfer
Räder, Bauart: Stahlscheibenräder (Speichenräder auf Wunsch)
Reifen, Dimension: 4.50 x 18 / 4.75 x 17
Lenkung / Bremsen
Lenkung, Bauart: Schnecken-Segment-Lenkung
Fußbremse: Vierrad-Seilzugbremse mit Servo-Wirkung
Vorderradbremse: Trommel
Hinterradbremse: Trommel
Handbremse: mechanisch auf die Kardanwelle
Maße / Gewichte / Fahrleistungen / Preise
Länge / Breite / Höhe mm: 4110 x 1510 x 1665 (Limousine)
Radstand mm: 2540
Spurweite vorn / hinten mm: 1220 / 1220
Gewicht nur Fahrgestell kg: 680
Leergewicht kg: 900 - 1035 je nach Ausführung
Zul. Gesamtgewicht kg: 1280
Tankinhalt l: 34
Verbrauch l/100 km: 11
Höchstgeschwindigkeit km/h: 85 bis 90
Grundpreise RM: 2.700,– bis 3.590,–
Mit sprechend selbstbewussten Aussagen wie „Der Wagen des neuen Jahrzehnts“ oder „Der goldene Schnitt im Automobilbau“ warb Opel für seinen Sechszylinder. War der 1,8 Liter aber wirklich über jede Kritik erhaben?
Ab Werk wurde die Serie 18 B in folgenden Ausführungen angeboten:
Von Januar 1931 an wurde auch ein Lieferwagen für 350 kg Nutzlast angeboten. Diese Variante kostete 2.950 RM und wurde bis Januar 1933 1.520 mal gebaut.
Außerhalb dieses regulären Angebots stellte Opel auch Sondermodelle in geringen Stückzahlen her.
So gab es den 1,8 Liter als 4-sitziges Cabriolet, 2-türige Limousine, ... 4-sitzigen Touring (zu 2.700 RM das günstigste Modell überhaupt) und als Sportzweisitzer. Diese Sondermodelle wurden nicht allgemein angeboten, sondern fanden ihre Käufer über ausgewählte Opel-Händler in größeren Orten.
Ein ganz seltenes Exemplar: „Kombinationswagen“, gebaut von den Karosseriewerken Otto Kühn in Halle/Saale. Kühn fertigte seit den ersten Jahren in beachtlichen Stückzahlen fast alle Sonderaufbauten für Opel, die werkseitig angeboten, aber nicht im Werk hergestellt wurden. Dieser Kombi und 4-sitzige Cabrios bzw. Cabrio-Limousinen 4/20 PS dürften mit die letzten Aufträge gewesen sein, denn 1931 endete die Zusammenarbeit: Kühn, in den Strudel der Weltwirtschaftskrise geraten, war zahlungsunfähig geworden und musste den Geschäftsbetrieb einstellen. Im Juni endete mit dem Auslauf des Typs 4/20 PS die seit 1924 so erfolgreiche 4PS-Reihe. Der Nachfolger 1,2 Liter, technisch ein Zwilling des 1,8 Liter, trat im Juli auf den Plan. Durch die erfolgreiche Einführung der neuen Modelle 1,8 und 1,2 Liter konnte Opel 1931 immerhin noch 22.625 Pkw herstellen. Während die gesamte deutsche Pkw-Produktion auf 58.774 Einheiten zurückging und damit ein Minus von 18,32 % verzeichnete, kam Opel mit einem Minus von nur 2,86 % äußerst glimpflich davon. Ebenso blieb Opel bei den Neuzulassungen im Deutschen Reich mit weitem Abstand die unanfechtbare Nummer 1 unter den deutschen Pkw-Herstellern: 1. Opel 16.135, 2. Hanomag 5.290, 3. Adler 4.436. Insgesamt wurden 1931 56.039 Pkw neu zugelassen.
Sehr bald nach der Übernahme der Adam Opel AG machten sich die neuen Herren aus Detroit in Rüsselsheim ans große Aufräumen. Fritz von Opel, dem „Raketen-Fritz“, wurde der Geldhahn für weitere, spektakuläre Vorhaben zugedreht und noch 1929 wurden die großen 6-Zylinder-Typen 14/50 PS und 16/60 PS und, selbstverständlich, der 24/110 PS V8 „Regent“ vom Markt genommen. Damit hatte sich GM zunächst einmal jeder hausinternen Konkurrenz zu den Buicks und Cadillacs entledigt. Ebenso fand der Bau von Motorrädern 1930 sein endgültiges Ende, obwohl Opel mit der Motoclub 500 ein absolutes Spitzenprodukt anbot. Und bis September 1930 verschwanden auch der kleine 6-Zylinder-Typ 8/40 PS und die 1-Tonner und 1,5- bzw. 1,7-Tonner Lkw. Somit war aus dem ursprünglichen Opel-Programm am Jahresende einzig noch der Kleinwagen 4/20 PS in der Fertigung. Dieser, auf 18 PS gedrosselt, auch als Lieferwagen.
Das sieht auf den ersten Blick nach einem recht willkürlichen Kahlschlag aus. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass Friedrich Opels Konstruktionen zwar äußerst solide, aber auch genauso schlicht und einfach konzipiert waren. Jetzt, zum Ende des Jahrzehnts hin, blieben sie zusehends hinter dem Entwicklungsstand der Automobiltechnik zurück. Zweitens befand sich Deutschland schon seit 1928 in einem wirtschaftlichen Abschwung, der durch die vom Zusammenbruch der amerikanischen Börse im Oktober 1929 ausgelöste weltweite Wirtschaftskrise zu nie gekannter Deflation und zu Massenarbeitslosigkeit in ungeheurem Ausmaß führte. Natürlich machte diese Entwicklung nicht vor den Toren der Automobilwerke Halt.
Es ging also darum, Opel mit grundlegend neuen Fahrzeugtypen auszustatten, die sowohl dem aktuellen Stand der technischen Entwicklung entsprechen mussten als auch auf einem von dramatischen wirtschaftlichen Verhältnissen bestimmten Markt bestehen konnten.
Opel und GM schlugen bereits bei der Konzeption und Entwicklung der neuen Modellreihen völlig neue Wege ein: groß angelegte, mit Preisausschreiben verbundene Kundenbefragungen unter Wagenbesitzern und potentiell zukünftigen Käufern ermittelten, welche Eigenschaften ein Automobil vor allem aufweisen sollte. Die Auswertung von Tausenden von Einsendungen ergab als die fünf meistgenannten Punkte:
- preiswert in der Anschaffung,
- zuverlässig,
- sicher,
- billig in Betrieb und Unterhaltung,
- kraftvoller, geschmeidig laufender Motor.
Nach der öffentlichen Vorstellung auf der IAMA in Berlin ging der Wagen, wie es die Graphik verrät, auf etliche Sonderschauen.
In der Tat war der neue Opel in mehr als einer Hinsicht eine bemerkenswerte Erscheinung. Äußerlich bot er modernes Fahrzeugdesign im damals weltweit anerkannten US-Stil. Die Karosserien, in den Designstudios von GM entstanden, hatte man geschmackssicher an europäische Vorlieben angepasst. Sie wirkten wesentlich graziler und eleganter als die aller vorausgegangenen Modellreihen und erinnerten mit dem schlanken, verchromten Kühlergrill besonders an die aktuellen Chevrolet-Modelle.
Vor allem aber in technischer Hinsicht setzte der 1,8 Liter neue Maßstäbe. Nicht nur für Opel, sondern für den gesamten deutschen Automobilbau! Der Motor, der bei 3.200 U/min 32 PS mobilisierte, lief weich und geschmeidig und in Verbindung mit einem gut abgestimmten, leichtgängigen Getriebe ergab dies neben überaus spritzigen Fahreigenschaften einen erstaunlichen Antriebskomfort. Die Lenkung arbeitete ebenso leicht wie präzise. Die Federung, perfekt abgestimmt, sorgte für gediegenen Fahrkomfort und die Bremsen besaßen eine Wirksamkeit, wie man sie zuvor an deutschen Wagen nicht gekannt hatte.
Für riesiges Aufsehen sorgten zu guter letzt die Preise. Die Erfahrungen der Opel-Mutter GM mit rationeller Großserienfertigung und die modernen Anlagen des größten deutschen Autoherstellers Opel erlaubten es, die einzelnen Komponenten des neuen Modells so günstig zu fertigen, dass hier die prestigeträchtige Technik und der Komfort eines Sechszylinder-Wagens zum ersten Mal auf dem deutschen Markt zu Preisen angeboten werden konnte, die kaum über denen vergleichbarer zeitgenössischer Vierzylinder-Wagen der Konkurrenz lagen.
Im Januar 1931 lief die Serienfertigung als Serie 18 B an. Der neue Opel 1,8 Liter wurde in der Öffentlichkeit geradezu euphorisch begrüßt. So schrieb z.B. die Berliner Börsenzeitung Anfang 1931: „Sensationelle Ankündigungen sind im Automobilhandel recht häufig, wirkliche Sensationen dafür umso seltener. Das Erscheinen des neuen 1,8 Liter Opel-Wagens ist eine der ganz großen, wie sie oft fünf oder mehr Jahre auf sich warten lassen.“
Stellen wir den Opel 1,8 Liter mit seinen wichtigsten Daten (Ausgangsausführung) vor:
Motor
Motorvarianten: 1,8 Liter / -
Verbrennungsart: Otto
Zylinderzahl / Anordnung: 6 / Reihe
Zylinderkopf / Motorblock: Grauguss / Grauguss
Hubraum cm³: 1790
Bohrung x Hub mm: 65 x 90
Leistung PS/min-1: 32 / 3200 (ab 1933: 33,5 / 3200)
max. Drehmoment Nm/min-1: 100 / 1000
Ventilsteuerung: seitlich stehend, Stirnräder, oben liegende Nockenwelle
Schmierung: Druckumlaufschmierung
Gemischaufbereitung: Solex Steigstrom-Vergaser 30 FV, ab 1933 30 FVN
Kühlsystem: Wasserkühlung mit Pumpe und Ventilator
Zündsystem / Bordspannung: Batterie 6 V / 72 Ah
Kraftübertragung
Kupplung, Bauart: Einscheiben-Trockenkupplung
Getriebe, Bauart, Gänge: Opel Dreigang-Getriebe
Schaltung: Mittelschaltung
Radantrieb, Bauart: Hinterradantrieb Karosserie / Fahrwerk
Aufbau- / Chassis-Konstruktion: U-Profil-Pressstahl-Rahmen
Vorderradaufhängung: Starrachse (Faustachse)
Vorderradfederung / -dämpfung: Halbfedern, hydraulische Stoßdämpfer
Hinterradaufhängung: Starrachse, Banjo-Typ
Hinterradfederung / -dämpfung: Halbfedern, hydraulische Stoßdämpfer
Räder, Bauart: Stahlscheibenräder (Speichenräder auf Wunsch)
Reifen, Dimension: 4.50 x 18 / 4.75 x 17
Lenkung / Bremsen
Lenkung, Bauart: Schnecken-Segment-Lenkung
Fußbremse: Vierrad-Seilzugbremse mit Servo-Wirkung
Vorderradbremse: Trommel
Hinterradbremse: Trommel
Handbremse: mechanisch auf die Kardanwelle
Maße / Gewichte / Fahrleistungen / Preise
Länge / Breite / Höhe mm: 4110 x 1510 x 1665 (Limousine)
Radstand mm: 2540
Spurweite vorn / hinten mm: 1220 / 1220
Gewicht nur Fahrgestell kg: 680
Leergewicht kg: 900 - 1035 je nach Ausführung
Zul. Gesamtgewicht kg: 1280
Tankinhalt l: 34
Verbrauch l/100 km: 11
Höchstgeschwindigkeit km/h: 85 bis 90
Grundpreise RM: 2.700,– bis 3.590,–
Mit sprechend selbstbewussten Aussagen wie „Der Wagen des neuen Jahrzehnts“ oder „Der goldene Schnitt im Automobilbau“ warb Opel für seinen Sechszylinder. War der 1,8 Liter aber wirklich über jede Kritik erhaben?
- Die optisch durchaus überzeugenden Karosserien litten innen an einer gewissen Beengheit, mit der ihr schlankes und elegantes Erscheinungsbild erkauft war.
- Tatsächlich setzte der Wagen hinsichtlich mancher seiner technischen Qualitäten Maßstäbe für jeden kommenden Pkw-Typ aus deutscher Fertigung. Nichts an ihm war unmodern oder gar überholt! Dennoch, nicht ohne Berechtigung erwarteten viele deutsche und europäische Autokäufer damals bereits modernere „Zutaten“ wie verwindungssteife Tiefrahmen, Einzelradaufhängung an der Vorderachse und hydraulisch wirkende Bremsen.
- Kritik gab es auch an der Straßenlage. Die Federung war auf vorzüglichen Fahrkomfort abgestimmt - Vier zusätzliche Gummilager hielten Vibrationen vom Aufbau fern – aber, was das Fahrwerk auf den europäischen Straßen jener Zeit, wir reden von staubigen Schotterpisten und buckeligem Kopfsteinpflaster, aufführte, das galt manchen als abenteuerlich.
Im Herbst 1931 verbreiterte sich deshalb die Spurweite hinten um 40 mm auf 1260 mm. - Der 1,8 Liter war nun einmal ohne nennenswerte Beteiligung der Opel-Ingenieure in Rüsselsheim von amerikanischen Konstrukteuren in Detroit entwickelt worden. Dass die ihn so bauten, wie sie ihn auch für US-Markt gebaut hätten, kann man ihnen nicht unbedingt vorwerfen, denn schließlich kannten sie nichts anderes. Eher wohl ein Problem der GM-Leitung, denn die Fachleute, die man hätte fragen können, wie ein Opel perfekt für europäische Gegebenheiten zu konstruieren sei, hatte man. In Rüsselsheim.
Ab Werk wurde die Serie 18 B in folgenden Ausführungen angeboten:
- 2/2-sitziges Cabriolet zu 3.175 RM,
- 4-türige Limousine zu 3.295 RM,
- dito mit Sonnendach zu 3.450 RM und
- 4-sitziges 2-Fenster-Coupe mit Sonnendach zu 3.500 RM.
Von Januar 1931 an wurde auch ein Lieferwagen für 350 kg Nutzlast angeboten. Diese Variante kostete 2.950 RM und wurde bis Januar 1933 1.520 mal gebaut.
Außerhalb dieses regulären Angebots stellte Opel auch Sondermodelle in geringen Stückzahlen her.
So gab es den 1,8 Liter als 4-sitziges Cabriolet, 2-türige Limousine, ... 4-sitzigen Touring (zu 2.700 RM das günstigste Modell überhaupt) und als Sportzweisitzer. Diese Sondermodelle wurden nicht allgemein angeboten, sondern fanden ihre Käufer über ausgewählte Opel-Händler in größeren Orten.
Ein ganz seltenes Exemplar: „Kombinationswagen“, gebaut von den Karosseriewerken Otto Kühn in Halle/Saale. Kühn fertigte seit den ersten Jahren in beachtlichen Stückzahlen fast alle Sonderaufbauten für Opel, die werkseitig angeboten, aber nicht im Werk hergestellt wurden. Dieser Kombi und 4-sitzige Cabrios bzw. Cabrio-Limousinen 4/20 PS dürften mit die letzten Aufträge gewesen sein, denn 1931 endete die Zusammenarbeit: Kühn, in den Strudel der Weltwirtschaftskrise geraten, war zahlungsunfähig geworden und musste den Geschäftsbetrieb einstellen. Im Juni endete mit dem Auslauf des Typs 4/20 PS die seit 1924 so erfolgreiche 4PS-Reihe. Der Nachfolger 1,2 Liter, technisch ein Zwilling des 1,8 Liter, trat im Juli auf den Plan. Durch die erfolgreiche Einführung der neuen Modelle 1,8 und 1,2 Liter konnte Opel 1931 immerhin noch 22.625 Pkw herstellen. Während die gesamte deutsche Pkw-Produktion auf 58.774 Einheiten zurückging und damit ein Minus von 18,32 % verzeichnete, kam Opel mit einem Minus von nur 2,86 % äußerst glimpflich davon. Ebenso blieb Opel bei den Neuzulassungen im Deutschen Reich mit weitem Abstand die unanfechtbare Nummer 1 unter den deutschen Pkw-Herstellern: 1. Opel 16.135, 2. Hanomag 5.290, 3. Adler 4.436. Insgesamt wurden 1931 56.039 Pkw neu zugelassen.
- ¹ 1928 wurde die Bemessung der Kfz-Steuer in Deutschland nach „Steuer-PS“ durch die im Prinzip heute noch übliche, nach dem Hubraum berechnete, Kfz-Steuer ersetzt. Die Hersteller reagierten dem entsprechend bei der Namensgebung ihrer Wagen, die nun mehr oder weniger unverschlüsselt den Hubraum angaben. Der 1,8 Liter wäre nach alter Weise ein „Opel Typ 7/32 PS“ gewesen.